Tag des offenen Denkmals 2023 im Bahnhof Knau am 10.09.2023
Vor 14 Jahren fuhr der letzte Sonderzug zwischen Triptis und Auma
01.09.2020 OTZ Artikel über stillgelegte Bahnstrecken in Thüringen
1887 – 1945
Das Oberland bekommt eine Anbindung an die „große weite Welt“
Im Staatsvertrag vom 30. November 1887 zwischen dem Königreich Preußen, Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt, Fürstentum Reuß ältere Linie und Fürstentum Reuß jüngere Linie wurde der Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Triptis und Blankenstein über Ziegenrück genehmigt, der in den Folgejahren durch die „Königlich Preußische Eisenbahn Verwaltung“ (K.P.E.V.) schrittweise umgesetzt wurde.
Am 17.12.1894 konnte als erste Teilstrecke der Abschnitt Triptis – Ziegenrück für den regulären Zugverkehr übergeben werden. Nach vorheriger landespolizeilicher Abnahme am 14.09.1895 wurde die Teilstrecke Ziegenrück – Lobenstein am 16.09.1895 feierlich eröffnet.
Es folgten die Abschnitte:
am 01.10.1895 Triptis – Ziegenrück – Lobenstein
am 01.12.1896 Lobenstein – Lemnitzhammer Ladestelle (Lst)
am 15.07.1897 Lemnitzhammer (Lst) – Blankenstein
Durch die zunehmende Industrialisierung in der Umgebung, besonders durch die Papierfabrik Wiede Rosenthal, die Firma Papierveredelung H. H. Ullstein in Blechschmiedenhammer und das Flussspatwerk, dessen Produkte von Würzburg aus verschifft wurden, kam eine Weiterführung durch das Höllental bis nach Marxgrün in Betracht. Mit der Unterzeichnung eines weiteren Staatsvertrages am 30. Januar 1897 zwischen dem Königreich Preußen, Fürstentum Reuß jüngere Linie und dem Königreich Bayern war der Weiterbau der Strecke beschlossene Sache. Die Planung dieses 6,31 km langen Streckenabschnittes erfolgte unter der Leitung der Eisenbahndirektion Erfurt, was auch der Grund dafür war, dass die Bahnhöfe Lichtenberg (Oberfranken) und Hölle, beide auf bayrischem Hoheitsgebiet, in thüringischem Fachwerkstil errichtet wurden. Finanziert wurde die Strecke hingegen vom Staat Preußen.
Mit der feierlichen Eröffnung der Strecke Blankenstein - Marxgrün am 14. August 1901 war die Nebenbahn Triptis - Marxgrün vollendet. Der Bahnhof Marxgrün diente seitdem als Übergabebahnhof zwischen der „Königlich Bayrischen Staatsbahn“ (K.Bay.Sts.B.) und der „Königlich Preußische Eisenbahn Verwaltung“ (K.P.E.V.). Am 15. August 1901 begann man mit dem regulären Zugverkehr.
Die Nebenbahn Triptis – Marxgrün ist insgesamt 68,770 km lang und mündet auf der Station Triptis auf die Strecke Zeitz - Probstzella und auf der Station Marxgrün in die von Hof nach Bad Steben führende bayrische Lokalbahn. Bis zum Kilometer 68,600 stand die Eisenbahnstrecke unter der Verwaltung der K.P.E.V., von km 68,600 bis km 68,770 im Eigentum und Unterhaltung der königlich bayrischen Staatsbahnverwaltung.
Die Nebenbahn ist mit ihren 8 Tunneln mit einer Gesamttunnellänge von 981 Metern eine der tunnelreichsten Bahnstrecken Deutschlands. Die Streckenführung hat überwiegend Gebirgscharakter. Besonders der Streckenabschnitt zwischen Ziegenrück und Lückenmühle wird daher auch als „versteckte Gebirgsbahn“ bezeichnet.
Um- und Neubauten in der Anfangszeit
km 30,430 Bahnhof Ziegenrück
Durch den Einsatz von immer leistungsfähigeren Lokomotiven, wie z.B. die T 14 und T14.1 (BR 93.0, BR 93.5), war es möglich, dass die neuen Fahrzeuge immer größere Strecken bis Lobenstein oder bis Marxgrün erfahren konnten. Der Lokschuppen und die Drehscheibe in Ziegenrück hatten dadurch in den 20er Jahren immer mehr an Bedeutung verloren. Die Drehscheibe gab es zwar noch bis in die 60er Jahre, wurde aber bereits anfangs der 30er Jahre stillgelegt. Der Ziegenrücker Lokschuppen diente seit den 30er Jahren bis in die 50er Jahre als Ferienlager. Die Tore wurden bei Umbauarbeiten in den 30er Jahren zugemauert.
km 51,750 Bahnhof Unterlemnitz (Baujahr 1907)
Im März 1908 erfolgte die Anbindung der Nebenbahn Hockeroda – Unterlemnitz (Sormitztalbahn, ehemals Nebenbahn Eichicht-Lobenstein).
km 54,370 Bahnhof Lobenstein
Das 1895 gebaute Empfangsgebäude mit Güterschuppen war einst fast baugleich mit dem Bahnhofsgebäude in Ziegenrück. Um den steigenden Anforderungen im Personen- und Güterverkehr gerecht zu werden, wurde der Bahnhof Lobenstein zwischen 1911 und 1913 jedoch erweitert. Das noch heute erhaltene Empfangsgebäude wurde neu gebaut.
Den Lokschuppen erweiterte die Bahn von 5 auf 8 Stände und am km 54,00 wurde ein Wärterstellwerk errichtet. Lobenstein war neben Saalfeld und Triptis nun Lokstation und Lokeinsatzstelle
Nutzung der Strecke während des 2. Weltkrieges
Die Strecke lag außerhalb der bombengefährdeten Ballungsgebiete und war dadurch die ideale Umleitungsstrecke für den Nord-Süd-Verkehr. Dazu kam, dass sie auch durch die feindliche Luftwaffe schwer einsehbar war.
Zwischen 1936 und 1938 fanden in den kaum einsehbaren Streckenabschnitten daher umfangreiche Umbaumaßnahmen, die der Erhöhung der Transportkapazität dienten, statt. Es wurden zusätzlich zwei Kreuzungsgleise (Kreuzungsbahnhöfe*), die jeweils mit Vor- und Einfahrtsignal sowie mit je zwei Wärterstellwerken ausgestattet waren, gebaut. Die Gleisanlagen des Bahnhofs Liebschütz wurden komplett umgebaut und verlegt. Die alte Trassenführung ist heute noch erkennbar, auch das ehemalige Brückenlager der Gewerbewegunterführung ist auf der Südseite der Straße noch zu sehen.
*Kreuzung zwischen den km 27,950 und km 28,600 Bahnhof Külmla
*Kreuzung zwischen km 37,400 und km 38,100 Bahnhof Liebengrün.
Das Wärterstellwerk W1 am Kilometer 37,400 ist in der Nähe des Bahnhofs Liebschütz durch Privatinitiative erhalten geblieben. Die Gleisanlagen der neu geschaffenen Kreuzungsgleise wurden bereits nach Kriegsende als Reparationsleistungen wieder abgebaut.